„Dies ist meine Lebensgeschichte. Viele Jahre hielt ich sie für völlig verfehlt und missraten. Ich glaubte, dieses reichhaltige Leben, welches mir geschenkt worden war, vertan, vergeigt und letztlich sogar mit Füßen getreten zu haben. So dachte ich, bis ich lernte, dass jeder Lebensweg, den wir beschreiten, letztlich ein gigantischer und weiter Rundweg ist, an dessen Ende wir, zuweilen geläutert, wieder bei uns selbst ankommen.
In unserem allgemeinen Verständnis ist ein Umweg, ein unnötiger Irrtum und wird als vertane Zeit und Komplikation angesehen. Aber das scheint mir der falsche Geist zu sein, um darauf zu blicken. Denn es gibt oft Gründe, warum unser Lebensweg nicht immer gerade und zielgenau verläuft. Fehler wollen gemacht sein, damit wir daraus, lernen können und auf den Strecken unserer eingeschlagen Umwege haben wir oft genau das gelernt was nötig war, auch wenn es sich oft erst später erschließt. Das Leben spielt uns genau die Erfahrungen zu, die wir brauchen und die liegen meistens nicht auf dem einfachen, dem geraden und direkten Weg. Deswegen führt das Schicksal uns über Umwege, die so gesehen dann aber gar keine mehr sind.
Die Wellen, die wir schlagen, schwappen immer zurück, um uns wieder in unsere Balance und Mitte zu bringen. Manchmal geht es dabei hoch her. Besonders dann, wenn der Wellengang extrem wird, wenn wir panisch anfangen zu strampeln, weil wir meinen, dass das jetzt nicht so sein sollte, sondern ganz anders sein müsste. Dabei ist der Plan des Lebens viel weiser, als unsere eigenen Vorstellungen. Oft ist unser Widerstand gegen das was ist, das grösste Problem und nicht die Erfahrung selbst.
In meinem Fall hieß das zum Beispiel, weil ich mit Großmut und Maßlosigkeit in das Leben gestartet war, dass die Lektionen folglich Demut und Bescheidenheit sein mussten. Das Leben bringt Dir zwangsläufig jene Wahrheiten bei, die Dir fehlen. Mal schnell, mal langsam. Dabei strebt es immer die Balance an. In den tosenden Fluten des Lebensmeeres drohte ich oft zu kentern und überlebte oft nur an einer Holzplanke hängend, aber ich hatte am Ende etwas über den Sturm gelernt. Ich habe spät gelernt und mich lange gewehrt, aber letztlich habe ich dennoch ein paar Dinge begriffen.
Mein Umweg zu mir war sehr weit. Ich ging über die Extreme. Ich erfror im Eis, am Pol der Einsamkeit und ich verbrannte in der sengenden Hitze der Gier. Ich ging so lange durch wiederkehrende Qualen, bis ich endlich gelernt hatte.
Und hier, meine Lieben, schreibe ich Euch meinen Reisebericht. Ich bringe Dir die Edelsteine, die ich am Wegesrand meiner Umwege eingesammelt habe und die Wahrheiten, die ich auf ihrer Strecke lernen durfte. Dies ist, was ich erlebte auf meiner inneren Reise.“
In Liebe. Sven Bost