
Im Februar 2019 trat ich meine fünfte Drogentherapie an. Zu dieser Zeit lagen schon Jahrzehnte des Rausches hinter mir und die Drogen wirkten längst nicht mehr so, wie sie es einmal zu Beginn meiner langen Suchtgeschichte getan hatten. Es war endgültig Zeit aufzuhören.
Die kleine Therapieeinrichtung lang wunderschön, mitten in der Natur des Hochsauerlandes. Genau hier, zwischen Waldrändern und Kuhweiden, habe ich angefangen meinen Lebenslauf aufzuschreiben. Ich musste es für mich selbst tun. Ich musste mich sortieren. „Was war überhaupt passiert?“ Anfangs waren es nur ein paar mit der Hand beschriebene Seiten, auf denen ich grob den chronologischen Ablauf rekonstruiert habe. Es war anfangs gar nicht so leicht.
Damals habe ich nicht daran gedacht, jemals ein Buch daraus zu machen. Ich wollte nur für mich selbst den Ablauf noch einmal nachvollziehen, um meine eigene Geschichte besser zu verstehen, um im Nachhinein noch einmal zu sehen, wie eins ins andere gelaufen ist, wie es soweit kommen konnte.
Ich bin dann nach der Therapie in Bad Fredeburg geblieben. Ich wusste einfach nicht mehr weiter. Ich blieb einfach, weil ich keine andere Idee mehr hatte, wo ich noch hätte hingehen können. Es gab keine Anker, Anhaltspunkte und Verbindungen mehr in meinem Leben. So war es einerlei.
Ich blieb und wohne seitdem hier. Es ist nicht viel los. Es gibt viele kleine Orte mit schnuckeligen Fachwerkhäusern, kleine Berge mit Fichtenwäldern und ein paar wenige Straßen, die sich durch die wellenartig aufgewölbte Landschaft winden. Hier sitze ich seitdem und schreibe.
Mit der Zeit wurde der Text immer umfangreicher und meine Vergangenheit immer lebendiger in mir. Die Bilder meiner Jugend flammten in ihren Details wieder auf und ich lernte mit den Jahren immer etwas besser zu schreiben. Sicherlich bin ich kein großer Schriftsteller und meine Sprache mag durchaus limitiert sein, aber dennoch glaube ich an meinen Text. Ich habe viel hineingelegt, viel Gefühl, viel Lebenserfahrung und ich hoffe darauf, dass es der eine oder andere Leser empfangen und spüren kann.
Meine Hoffnung ist es, dass junge Menschen meinen Text lesen und somit nach der Lektüre gefeit davor sind, meine Fehler zu wiederholen. Auf diese Art hätte meine Geschichte dann nachträglich noch einen Sinn. Und erwachsenen und älteren Lesern, die weit davon entfernt sind, ein Schicksal wie meines zu teilen, hoffe ich eine andersartige Lektüre zu bieten, etwas das eben nicht, wie der nächste Krimi, Fantasy-oder Liebesroman daherkommt, sondern einen Text, der echtes, gelebtes Leben beschreibt und von einer Welt erzählt, die sie so nicht kennen.
Der erste Band erzählt meine Kindheit und Jugend. Der zweite Band meinen Absturz in die harte Drogenkarriere und der dritte Band wird davon berichten wie ich mich aus dem Sumpf gezogen habe und was ich aus all dem gelernt habe und immer noch lerne. Inzwischen ist es 2025. Der erste Band ist im vorigen Jahr erschienen und der zweite kommt in Kürze, ich schätze im März 2025, raus.
Ich werde wohl keinen großen Weltruhm mit meinen Büchern erlangen, aber wenn ich die eine oder andere Seele mit meinen Worten berühren kann, dann ist das schon großartig. Aus ersten Rückmeldungen kann ich entnehmen, dass dies hier und da gelingt. Das freut mich. Dass es überhaupt Menschen gibt, die sich das durchlesen, was ich zusammengeschrieben habe und es mitfühlen, ist unglaublich schön für mich. Ich habe es alles auch aus dem Grund aufgeschrieben, damit etwas von mir bleibt, wenn ich als Person nicht mehr da bin. Diese Bücher sind meine Hinterlassenschaft.